Helfen die Demos gegen die AfD?

Warum jedes Plakat zählt, damit wir die Debatte verändern.

Feb. 05, 2024

Hallo und herzlich Willkommen zu ersten Folge von Adé AfD,

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📝 Damit du immer auf dem neuesten Stand bist, kuratiere ich aktuelle Artikel, Podcasts, Interviews, Dokus, Threads und Postings rund um die AfD, was die Partei vorhat und wie Rechtsextremismus funktioniert.

📣 Was bringen die Demonstrationen?

Der öffentliche Diskurs verändert sich: “Die Proteste haben (…) einen Aspekt, der der AfD wirklich unmittelbar schadet. Die Demos haben die öffentliche Debatte verwandelt: Wir reden nicht mehr über Migration, sondern über den Rechtsextremismus in der AfD. Und die AfD kann ihr Wählerpotential immer dann ausschöpfen, wenn über Migration als „Schicksalsfrage der Nation“ gesprochen wird. Auch wenn die Partei in der Debatte massiv kritisiert wird, das ist egal, Hauptsache, das Thema ist präsent. Wenn dieses Mobilisierungsthema wegfällt, bekommt sie Schwierigkeiten.”, sagt Soziologe Nils Kumkar im Focus-Interview.

Die Proteste tragen dazu bei, dass sich mehr Menschen mit den Inhalten und der Gefahr der AfD auseinandersetzen. “(…)es kann einen Effekt haben, der dazu beiträgt, dass mehr Menschen sich tiefergehend damit befassen, was für langjährige Verbindungen es zwischen AfD und neurechten Organisationen und auch rechtsextremem Gedankengut gibt. Dass sie dieses Thema auch ernster nehmen und es nicht verharmlosen.”, sagt Extremismusforscherein Julia Ebner im Tagesschau-Interview

Die Demos sind ein wichtiges Signal.

Sie sind “(…) für die wirkungsvoll, die dort hingehen, man hat dieses Gruppenerlebnis, dass man nicht alleine ist mit seinen Sorgen über den erstarkenden Rechtsextremismus im Land. (…) gut für die, die sich seit Jahren und Jahrzehnten engagieren (…), die wissen jetzt, wir sind nicht alleine, es lohnt sich, was wir tun.” (Journalistin Ann-Katrin Müller im SRW1 Leute-Podcast)
“Die Deportationspläne haben viele Ängste geschürt. Wir haben aber auch davor bereits eine Normalisierung rechter Ideologien beobachtet, ein schleichendes Unterwandern. Diejenigen, die von Anfeindungen und Diskriminierung betroffen sind, trifft das natürlich besonders hart. Die Demonstrationen sind der Versuch, diese voranschreitende Normalisierung zu unterbrechen und umzukehren.” (Forscherin Sabrina Zajak im FR-Interview)

Die Demos haben eine Vorbildfunktion: “Wenn die Großstädter anfangen zu demonstrieren, dann werden auch hier Menschen mutiger. Und dass es wichtig ist, sich zu positionieren, lesen Sie jetzt in jeder Zeitung und in jedem Radio hören Sie das. Das wirkt sich aus (…)”, sagt die Mitbegründerin des Bündnis #unteilbar in Spremberg (Brandenburg) Bianca Broda im Interview mit rbb24.

Die Demonstrationen könnten Protestwähler_innen erreichen. “Die vergangenen Jahre und die Forschung zeigen, dass man die Kernwählerschaft der AfD mit Protesten und Enthüllungen nur schwer beeindrucken kann. Umstimmen könnte es Sympathisanten, die in der AfD eine Protestpartei sehen.”, sagt Protestforscher Alexander Leistner im Stern-Interview.

Die Demonstrationen können die noch Unentschlossenen erreichen. In Italien führten 2020 die Proteste einer Bewegung namens “Sardinen” gegen die Lega von Matteo Salvini dazu, dass die Rechtspartei in einer Region etwa vier Prozentpunkte schlechter abschnitt, wie Journalist Friedemann Karig im Podcast Piratensender Powerplay (ab ca. 19:40) erzählt (hier als Thread auf X).

🆘 Nützen die Demos der AfD?

Soziologe Matthias Quent im Tagesschau-Interview: „Die AfD zeigt sich hoch verunsichert durch diese Demonstrationen. Die extreme Rechte ist regelrecht in Panik. Es wird versucht, diese Demonstrationen als Fälschungen und als Inszenierungen in Frage zu stellen.“

Sozialphilosoph Jan Skudlarek schreibt im Tagesspiegel (€): “Ja, seit der Correctiv-Recherche zum Treffen der Rechten in Potsdam ist die Zahl der AfD-Mitgliedsanträge gestiegen.(…) In Wahrheit ist dies keine signifikante Gegenbewegung, die auch nur annähernd mithalten kann mit der Übermacht jener, die gerade zu Abertausenden, insgesamt zu Millionen, friedlich, oft mit der ganzen Familie, gegen die AfD auf die Straße gehen. Darüber hinaus verzeichnen auch andere Parteien Zuwachs, nicht nur die Rechtsextremen.”

Extremismusforscherin Julia Ebner im Tagesschau-Interview: “Entweder kippt die Stimmung gegen die AfD. Es könnte aber auch der gegensätzliche Effekt eintreten. Eventuell könnte es zu einer stärkeren Radikalisierung von AfD-Wählern und AfD-Sympathisanten kommen, wenn die Partei es erfolgreich schafft, ihre Opferrolle wieder in den Mittelpunkt zu stellen.”

Journalistin Gilda Sahebi schreibt in der taz: “Vielfalt ist das Gegenteil von Spaltung und Polarisierung. Spaltung hingegen ist der Treibstoff einer jeden autoritären Kraft. Genau deswegen haben die bundesweiten massenhaften Proteste die AfD in Panik versetzt. Hunderttausende Menschen haben gezeigt, dass sie sich nicht spalten lassen (wollen). Verbundenheit ist das demokratische Gegengift zu antidemokratischen Kräften.”

🔥 Was kommt nach den Demos?

Ein paar Links mit konkreter Inspiration für “How to gegen die AfD”:

📍 Der Stern hat 10 Ideen gesammelt, wie es nach den Demos weitergehen kann. Zum Beispiel spannend: Punkt 5, “Rechts ist nicht gleich rechtsextrem”, und warum wir uns über die Parteigrenzen hinweg hin verbünden sollten. Allen, die sich über die Frage “gegen rechts” oder “gegen rechtsextrem” unterhalten, empfehle ich außerdem Journalistin Ann-Kathrin Müller im SWR1 Leute-Podcast ab Minute 8:50, Samira El Ouassil und Friedemann Karig in ihrem Podcast Piratensender Powerplay ab Minute 13:30.

💯 Produzent Tyron Ricketts hat auf Instagram einen sehr klugen Leitfaden geschrieben, wie man mit Menschen spricht, die andere Perspektiven und Meinungen haben. Sein Tipp “Frage nach, wie sicher der Mensch seiner Aussage nach ist, auf einer Skala von 1-10” hat bei mir schon ganze Unterhaltungen völlig verändert.

💡 Die Bestseller-Autorin Annahita Esmailzadeh schreibt auf LinkedIn sehr eindrücklich darüber, warum es sich nicht jede Person leisten kann, keine Meinung zu den aktuellen Ereignissen zu haben: “Nicht politisch zu sein, ist ein Privileg. Es ist das Privileg der Unbetroffenheit.”

❗️Es gibt eine WAS IST WAS-Broschüre über Demokratie zum gratis Download: Für eure Kinder, Nichten, Neffen, Paten, den Nachbarsnachwuchs oder einfach für euch selbst.

💰 Hier könnt ihr für CORRECTIV spenden. CORRECTIV ist ein gemeinwohlorientiertes Medienhaus, nach deren Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” im Januar 2024 die ersten Massendemonstrationen stattfanden.

🔜 Im nächsten Newsletter bekommt ihr einen Überblick, was die AfD eigentlich vorhat, wie Deutschland aussähe, wenn die Partei an der Macht wäre und wie ihr dieses Wissen in einer Unterhaltung gut einsetzen könnt. Spoiler: Weniger ist mehr.

Das war’s für heute. Wenn ihr spannende Infos findet, die wir alle kennen sollten: Schickt sie mir gerne und schreibt mir, wenn ihr Wünsche oder Anmerkungen habt.

Eure Franzi

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Adé AfD