So will die AfD Frauen entrechten
Traditionelle Familie, bloß keine Karriere, keine Abtreibung: Alles, was du über die Parteipläne wissen musst.
Hallo und herzlich Willkommen zur neuen Folge von Adé AfD!
Diesmal geht es um Frauen - und was die AfD in Regierungsverantwortung für potentiell 50% der Menschen in Deutschland bedeuten würde. Diese Folge ist nicht nur in der Woche des Internationalen Frauentags ein wichtiges Thema. Sie liefert euch auch jede Menge gute Argumente für alle Freundinnen, Schwestern, Mütter, Kolleginnen, Frauen, Väter, Brüder, Kollegen, Männer, Menschen in eurem Leben, die im Gespräch über die AfD sagen: “Was geht mich das an?”
Spoiler: Die AfD würde Frauenrechte einschränken.
Die Partei propagiert zwar Frauen in ihrem Spitzenpersonal und gibt sich frauenfreundlich. Doch ihre Programme und Aussagen zeigen:
♀️ Einen Fokus auf vor allem traditionelle Geschlechterrollen
♀️ Die Ablehnung von weiblicher Selbstbestimmung und der Möglichkeit zur Abtreibung
♀️ Den Plan zur Abschaffung von Gleichstellungsmaßnahmen wie die Bekämpfung des Gender Pay Gaps oder Frauenquoten
Eine traditionelle Frauenrolle
➡️ “Die AfD drückt in ihrem Grundsatzprogramm klare Vorstellungen über die "einheimische" Frau aus: Traditionell soll sie sein, viele Kinder bekommen und sich in Vollzeit um die Familie kümmern können. Für Individualität bleibe da wenig Raum, denn diese "untergräbt die Familie als wertegebende gesellschaftliche Grundeinheit", heißt es darin.”, erklärt Journalistin Victoria Königs auf ndr.de.
➡️ “Die AfD beschreibt die ideale Rolle der Frau in einer Familie als die der Vollzeit-Hausfrau. Deshalb sollen Förderungen und eine Politik für "einheimische" Frauen in traditionellen Rollen geschaffen werden. Frauen sollen Kinder wieder betreuen können, ohne von der Gesellschaft verurteilt zu werden.”, erläutert Journalist Jelko Wronski auf brigitte.de.
❓Konkret bedeutet das:
“Vater, Mutter, Kinder”: Die Familie soll laut der AfD "traditionell" sein. Sie bestehe aus "Vater, Mutter und Kindern", bei der die Frau und der Mann möglichst verheiratet sein sollen. Grundsätzlich betont die AfD in ihren Programmen immer wieder die Bedeutung der traditionellen Geschlechterrollen und der traditionellen Familie. (z. Bsp. im Europawahlprogramm, S. 46 oder Grundsatzprogramm, S. 41)
In seiner Rede zum Politischen Aschermittwoch sagte der Spitzenkandidat für die Europawahl Maximilian Krah: “(…) als echte Männer wollen wir echte Frauen haben. (…) Feministinnen sind alle hässlich und grässlich. (…) Liebe Frauen seid Frauen. Und zur Weiblichkeit gehört die Mutterschaft dazu. Das ist das, was uns inspiriert. Das ist das, was uns groß macht – echte Männer, echte Frauen, ein echtes Volk, das was aufbaut.”
Kinderbetreuung vor allem zuhause: Im Grundsatzprogramm (S. 43) steht: "Die AfD fordert, dass bei unter Dreijährigen eine Betreuung, die Bindung ermöglicht, im Vordergrund steht". Der Absatz wird betitelt mit: “Diskriminierung der Vollzeit-Mütter stoppen” - Vollzeit-Väter werden nicht genannt. Die AfD Niedersachsen sagt in ihrem Programm (S. 49) zur Kinderbetreuung: “Eine Fremdbetreuung von Kindern unter drei Jahren lehnen wir entschieden ab, da in dieser Zeit die Bindung zwischen Vater, Mutter und Kind entscheidend ist.”
Keine konkreten Ziele für Kinder: In ihrem Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2021 spricht sich die AfD gegen die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz (S. 108) aus.
Keine sexuelle Vielfalt im Sexualkundeunterricht: Im Grundsatzprogramm (S. 55) heißt es dazu: “Das klassische Rollenverständnis von Mann und Frau soll durch staatlich geförderte Umerziehungsprogramme in Kindergärten und Schulen systematisch „korrigiert“ werden.” Die Partei lehne das ab. In den Positionen der AfD Sachsen heißt es: “Eine einseitige Hervorhebung der Homo- und Transsexualität lehnen wir ebenso entschieden ab wie die ideologische Beeinflussung durch das „Gender-Mainstreaming“.
Keine Abtreibung
Im Grundsatzprogramm der AfD (S. 44) heißt es zum Thema Schwangerschaftsabbrüche: "Die Alternative für Deutschland wendet sich gegen alle Versuche, Abtreibungen zu bagatellisieren, staatlicherseits zu fördern oder sie zu einem Menschenrecht zu erklären." Sie fordert eine “Willkommenskultur für Neu- und Ungeborene”. Im Europawahlprogramm 2024 (S. 24) sagt die Partei, dass Abtreibung die absolute Ausnahme werden müsse, zum Beispiel bei kriminologischen oder bei medizinischen Indikationen.
➡️ Die AfD stützt sich im Programm mehrheitlich auf den Lebensschutz. Von Rechten der Frau ist nicht die Rede. Fakt ist: Abtreibung ist in Deutschland bereits verboten und nur unter bestimmten Umständen straffrei.
🥁 Warum ist das Thema Abtreibung für rechtsextreme Parteien so wichtig?
Es geht nicht um das Wohl von ungeborenen Kindern, sondern um Macht über Frauen und “nationale Identität”: “Für ausnahmslos alle völkisch-nationalen, autoritativen Parteien sei die Kontrolle über Reproduktionsrechte ein entscheidender Weg, um die nationale Identität zu stärken”, erklärt Kulturwissenschaftlerin Gabriele Dietze auf Zeit Online. “Indem sie Abtreibungen erschweren oder gar gänzlich verbieten, wollen sie die vermeintlich ethnonationale Bevölkerung sowohl erhalten als auch vergrößern.”
Es geht nicht um den Schutz ungeborenen Lebens, sondern um Rassismus: “Gleichzeitig nährt die Wahlkampfphrase "Mehr Kinder statt Masseneinwanderung" mehr oder weniger subtil die rechtsextremistische Verschwörungserzählung des "Großen Austausch", die die Rechten auch "Bevölkerungsaustausch" oder "Umvolkung" nennen.”, erklärt die Journalistin Nora Burgard-Arp auf Zeit Online in einem sehr lesenswerten Kommentar über die Bedeutung des Themas Schwangerschaftsabbrüche für Rechtsextremist_innen.
In ihrem Grundsatzprogramm (S. 41) schreibt die AfD, dass und wie sie gegen die niedrige Geburtenrate in Deutschland vorgehen will: "Die konfliktträchtige Masseneinwanderung ist dafür kein geeignetes Mittel. Vielmehr muss eine höhere Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung als mittel- und langfristig einzig tragfähige Lösung erreicht werden."
Was das bedeuten könnte erklärt Victoria Königs auf ndr.de. “Deutsche Familien ohne Migrationshintergrund sollen deutsche Kinder bekommen. Zur Bundestagswahl 2017 warb die Partei sogar mit dem Slogan: "Neue Deutsche? Machen wir selber!" Im Hintergrund zu sehen: eine schwangere Frau mit heller Haut und blonden Haaren.”
Keine Frauenförderung
♀️ Keine Schritte gegen Ungleichbehandlung von Frauen am Arbeitsplatz: “Frauen durch Quoten in bestimmte Karrierepositionen zu bringen, lehnt sie ab. Frauen sollen schlicht für Nachwuchs sorgen. Die "Diskriminierung von Vollzeitmüttern" müsse aufhören, steht im Grundsatzprogramm: "Ein falsch verstandener Feminismus schätzt einseitig Frauen im Erwerbsleben, nicht aber Frauen, die 'nur' Mutter und Hausfrau sind. Diese erfahren häufig geringere Anerkennung und werden finanziell benachteiligt.” Journalistin Susan Vahabzadeh in der Süddeutschen Zeitung.
♀️ Keine Frauenquoten: “Zwar sei die Gleichberechtigung von Mann und Frau „ein hohes Gut und im Grundgesetz verankert“, so die Überzeugung der Rechtsaußenpartei. Zugleich fordert sie aber „die Wertschätzung der Lebensleistung von Frauen, die Familien gründen und Kinder großziehen“. Frauenquoten betrachte man „dementsprechend nicht als fortschrittlich“. Sie stellten vielmehr eine Form der Diskriminierung dar und verfestigten das Bild, dass ein erfülltes und anerkanntes Leben für Frauen nur durch eine berufliche Karriere erreicht werden könne.” Journalist Markus Decker auf rnd.de (€).
♀️ Keine Bekämpfung des Gender Pay Gap: Die AfD zweifelt die Existenz einer ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern an. Gemeint ist der Gender Pay Gap, den das statistische Bundesamt jedes Jahr belegt. Im Jahr 2023 wies dieser eine Differenz von 18 % auf. 🔥Übrigens: Alle Infos zum Equal Pay Day findet ihr hier! 🔥
♀️ Keine Geschlechterforschung: “Bund und Länder dürfen daher keine Sondermittel für die Gender-Forschung mehr bereitstellen. Bestehende Genderprofessuren sollten nicht mehr nachbesetzt, laufende Gender-Forschungsprojekte nicht weiter verlängert werden.” (Grundsatzprogramm, S. 52)
♀️ Kein Gendern (auch nicht freiwillig): “Das generische Maskulinum ist die korrekte, natürliche und ideologiefreie Ausdrucks- und Schreibweise. Die Verwendung von Gendersprache in Bildungseinrichtungen von Lehrern wie Schülern ist nicht statthaft.” (Europawahlprogramm 2024, S. 47)
Wie steht es beim Thema Frauen um die AfD selbst?
👭🏼 Frauenanteil in der Partei:
Der Frauenanteil in der AfD-Bundestagsfraktion beträgt 13,3 Prozent (damit bildet sie das Schlusslicht unter den Parteien).
👭🏼 Wer die AfD wählt:
Am Beispiel der Landtagswahlen Bayern und Hessen 2023: Im Schnitt beider Wahlen wählten etwa 20 % der Männer und etwa 13 % Frauen die AfD.
Am Beispiel der Bundestagswahl 2021: Fast zwei Drittel der AfD-Wähler waren männlich (in Ost und West).
Zum Abschluss ein Zitat, was die AfD und ihre Sicht auf Frauen aus meiner Sicht gut zusammenfasst - und eine spannende Info liefert, wie die Partei im Bundestag politisch vorgeht:
„Für Rechtsextreme sind Frauen zum Gebären da und gehören an den Herd – das ist auch bei der AfD nicht anders. Die AfD steht für das Frauenbild der fünfziger Jahre, als Frauen ihre Männer um Erlaubnis bitten mussten, wenn sie einer Arbeit nachgehen wollten. Die Partei hat im Bundestag bislang gegen alle Gesetze gestimmt, die Frauenrechte stärken würden – ob beim Thema Entgeltgleichheit, bei Gewalt gegen Frauen oder beim Elterngeld.“, erklärt die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman im rnd-Interview.
Das war’s für heute - ich wünsche euch eine gute restliche Woche und uns allen einen inspirierenden Frauentag!
Viele Grüße,
Franzi
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