Genau so stärkt man die AfD
Brandmauer-Debatte, Geschichtsrevisionismus und Nichtwähler: Wovon die Partei profitiert - und 9 Ideen, was wir dagegen tun können.
Der erste Newsletter, den ich für Adé AfD schrieb, hieß: Helfen die Demos der AfD? Das ist fast ein Jahr her. An diesem Wochenende sind wieder Zehntausende in Deutschland gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und für die Demokratie auf die Straße gegangen.
Ich bleibe bei meiner inzwischen ein Jahre alten Aussage (die ihr hier findet):
Diese Demos helfen nicht der AfD.
Sie können ein Signal sein für alle, die sich alleine fühlen. Die berechtigte Angst haben. Sie können ein Anlaufpunkt sein für alle, die sich fragen, wo die anderen sind, die auch Sorge haben um die Demokratie, den Rechtsstaat, sich selbst.
Sie könnten noch-Unentschlossene erreichen - oder auch eine Vorbild- und Unterstützungsfunktion haben für die Orte, an denen es wirklich sehr viel Mut bedeutet auf die Straße zu gehen.
Zum Beispiel im Ort Jamel, wo am Wochenende laut Organisatoren an die 250 Menschen aus Solidarität für das Ehepaar Birgit und Horst Lohmeyer, die Initiatoren des bundesweit bekannten Musik- und Kulturfestivals »Jamel rockt den Förster«, auf die Strasse gingen. Das Ehepaar wurde gerade erst an Silvester von Vermummten angegriffen und bedroht. (Quelle: Spiegel )
Leider gibt es andere Vorgehensweisen, die der AfD sehr wohl helfen könnten. Darüber müssen wir sprechen. Nicht alles davon passt in diesen Newsletter - der hier ist schon nicht GANZ kurz😉.
Heute fangen wir an mit:
Der Brandmauer (und ob es sie noch gibt)
Der Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus (und warum der reichste Mann der Welt sie aufkündigen will)
Der Rolle der Nichtwähler (Spoiler: sie ist ziemlich relevant).
Die Bedeutung der Brandmauer
Auf die Gefahr hin, mich für schon länger Mitlesende zu wiederholen: Durch die Übernahme rechtspopulistischer Sprache, Narrative und programmatischer Positionen werden rechtspopulistische Parteien nicht geschwächt. Wenn überhaupt, nutzt diese Strategie sogar noch den Rechtsaußen-Parteien.
Was die AfD also stärken kann: Wenn man sich nicht klar abgrenzt. Oder sie mitten im Wahlkampf in den Fokus rückt.
Und damit kommen wir zu der Debatte um die Brandmauer.
➡️ Was ist passiert?
Als Reaktion auf die tödliche Gewalttat in Aschaffenburg forderte CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz eine Verschärfung der Migrationspolitik und kündigte CDU-Anträge im Bundestag an - egal wer sie unterstützt: „Wir werden sie einbringen, unabhängig davon, wer ihnen zustimmt."
Ein Antrag enthält einen Fünf-Punkte-Plan "für sichere Grenzen und das Ende der illegalen Migration". Der andere Antrag trägt den Titel "Für einen Politikwechsel bei der Inneren Sicherheit" und enthält insgesamt 27 Punkte (Quelle: Tagesschau)
Als Kritik, dass man eine AfD-Unterstützung der Anträge in Kauf nehme, aufkam, präzisierte die CDU: Die Anträge gingen vorab nur an SPD, Grüne und FDP, nicht an die AfD. Dazu schrieb Merz in seiner wöchentlichen E-Mail: Mit der AfD habe und wolle man keine Mehrheit. Nur mit Abgeordneten der ehemaligen Ampel-Parteien könne es noch vor der Wahl eine Wende in der Asylpolitik geben. (Quelle: Table Media)
Das Vorgehen wiederum kritisierten u.A. die Grünen: Merz fordere: „Entweder stimmt ihr zu oder ich stimme mit den Rechtsradikalen“, sagte Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck am Sonntag. (Quelle: Table Media)
Wie am Wochenende bekannt wurde, enthält der Fünf-Punkte-Plan eine deutliche Passage zur AfD: „Die AfD nutzt Probleme, Sorgen und Ängste, die durch die massenhafte illegale Migration entstanden sind, um Fremdenfeindlichkeit zu schüren und Verschwörungstheorien in Umlauf zu bringen.“ Die AfD gefährde Deutschlands "Stabilität, Sicherheit und Wohlstand" und sei kein Partner, sondern ein "politischer Gegner" (die komplette Passage findet sich hier: ZDF).
Bei beiden Anträgen handelt es sich um sogenannte Entschließungsanträge - eine Art politische Forderung in Richtung der Bundesregierung. Eine Gesetzesänderung ergibt sich daraus nicht. (ZEIT)
Nach Informationen des Nachrichtenportals »Politico« wollen CDU und CSU nun den Druck erhöhen: Auch ein eigener Gesetzentwurf sei demnach geplant. Änderungen im Asylgesetz sollten Zurückweisungen an den Grenzen erleichtern. (Quelle: Politico & SPIEGEL)
Während die Unionsparteien die Abgrenzung zur AfD betonen, werfen Grüne und SPD ihr einen Tabubruch vor. Die Kritik aus den anderen Parteien: Das vermeintliche Bröckeln der Brandmauer. Dazu kommen große Zweifel an der rechtlichen Durch-, bzw. . Umsetzbarkeit der Vorschläge. (Quellen: FAZ, Tagesschau)
Zwei Artikel, die ich allen empfehle, die nochmal nachlesen wollen, wie es zu den Anträgen kam: Table Media, FAZ.
➡️ Was bedeutet das?
Wie steht es um die Brandmauer? Die AfD-Passage im Antrag soll augenscheinlich die Brandmauer bekräftigen. Dafür sprechen zwei Dinge: die explizit negative Nennung der Partei und das Vorenthalten der Anträge, die nur an die ehemaligen Ampel-Parteien gingen. Aus der AfD gibt es inzwischen auch Kritik: Während Alice Weidel vor wenigen Tagen noch den Fall der Brandmauer feierte, bezeichnete Parteichef Chrupalla die Anträge inzwischen als diffamierend. (Quelle: ZEIT)
In der ZEIT heißt es dazu: Damit sitzt die AfD nun in der Falle: Entweder sie stimmt dem Antrag zu und bescheinigt sich damit sozusagen offiziell, eine extremistische Gruppierung zu sein, die das Land in den Ruin treiben will. Oder sie stimmt nicht zu, dann wird ihr Merz in den verbleibenden Wochen des Wahlkampfs vorhalten können, sie habe doch die Möglichkeit gehabt, für mehr Grenzschutz abzustimmen. Und die Brandmauer bleibt intakt. (Quelle: ZEIT)
Trotz der Passage im Antrag gibt es auch Zweifel, ob diese die AfD von einer Zustimmung abhalten würde. So sagte der Politikwissenschafter Wolfgang Schroder im Interview mit der Berliner Morgenpost, “er könne sich durchaus vorstellen, dass die AfD den Unionsanträgen zustimmt. „Denkbar ist, dass man sich zwar die Kritik verbittet, aber auch sagt, man sei in der Lage, über den eigenen Schatten zu springen, und dann die inhaltliche Seite unterstützt.“
Gleichzeitig erklärte Schroeder, auch eine Neuerfindung der Union ausgemacht zu haben. „Man läuft der AfD hinterher und inszeniert sich als trumpistische Partei, sagt, was interessiert uns der Rechtsstaat, und will eine politische Debatte“.
Merz selbst betonte am Sonntag Abend: „Wir machen in der Unionsfraktion das, was wir in der Sache für richtig halten. Und wenn die AfD zustimmt, dann stimmt sie zu. Wenn sie nicht zustimmt, soll sie es bleiben lassen. Es gibt keine Gespräche, es gibt keine Verhandlungen, es gibt keine gemeinsame Regierung. (…)) (Quelle: Tagesspiegel)
Öffnet sich hier die Tür für eine mögliche Zustimmung der AfD? Die Bereitschaft, AfD-Stimmen für die eigenen Anträge in Kauf zu nehmen, ließ die bisher von der Union proklamierte Abgrenzung zur AfD zumindest fraglich erscheinen. Immerhin hatte Merz im November 2024 noch betont: “Ich möchte, dass wir jetzt nur noch die Dinge auf die Tagesordnung setzen, die wir vorher im Konsens von Opposition und restlicher Regierung vereinbart haben, ums uns alle davor zu bewahren, dass wir plötzlich Zufallsmehrheiten mit AfD oder Linken haben.” (Quelle: X)
In diesem Fall lief es allerdings so: Die "unabhängig davon, wer ihnen zustimmt"-Aussage wurde zeitlich vor der Ankündigung getroffen, die Pläne nur den ehemaligen Ampel-Parteien und nicht der AfD zur Verfügung zu stellen.
Auch, dass einer der Anträge einen AfD-kritischen Absatz enthalten würde, der deren Zustimmung erschweren könnte, wurde vorher nicht kommuniziert.
Innerhalb der Bundestagsfraktion soll die Situation für Unsicherheit und Kritik gesorgt haben. (FAZ) 22 Abgeordnete sollen sich Sonntagmorgen zu einer Schalte getroffen haben und Merz' Vorgehen einhellig kritisiert haben. Dieser habe ohne Not die Debatte mit der AfD aufgemacht; es wurde aber wohl beschlossen, die Kritik intern zu halten. (Quelle: Table Media)
Wenn die AfD parlamentarischen Anträgen anderer Parteien zustimmt, ist das dann eine „Zusammenarbeit“? Die Debatte darüber ist nicht neu. 2023 sagte Olaf Scholz im Interview mit der Thüringer Allgemeinen zum Beispiel zum Thema möglicher kommunaler Zusammenarbeit mit der AfD auf die Frage, “Aber wenn die Stimmen der AfD für die Mehrheit benötigt werden?: “Das ist doch keine Zusammenarbeit.”
Auf die Nachfrage, ob es „egal“ sei, wenn so eine Mehrheit entstehe: “Mir scheint, hier wird etwas künstlich auf der kommunalen Ebene problematisiert, das weder im Bundestag noch in den 16 Landtagen zum Problem würde. Niemand sollte sich davon abhängig machen, wie die AfD abstimmt.”
Was macht diese Debatte mit den Wähler_innen?
Das Vorgehen bietet der Union ein wahltaktisches Manöver, diejenigen Wähler:innen zu erreichen, die “beim Thema Flüchtlinge mit den Positionen der AfD sympathisiert, obwohl sie mit den wirtschaftspolitischen oder gesellschaftspolitischen Vorschlägen der Partei von Alice Weidel wenig anfangen können.” (Quelle: ZEIT )
Wähler_innen mit einer Tendenz zu radikaleren Positionen könnten zur AfD abwandern, da diese als konsequenter erscheint.
Möglicherweise riskiert die Union den Verlust von Wähler_innen der politischen Mitte, die eine unklare Haltung gegenüber der AfD ablehnen.
Hilft die Diskussion der AfD?
Die AfD rückt in den Mittelpunkt des Wahlkampfes - davon könnte sie laut Forsa-Chef Manfred Güllner (im Interview mit Table Media) profitieren: ”„Nach unseren Daten ist die Migrationspolitik nicht das wichtigste Thema, sondern die Wirtschaftspolitik“, sagt Güllner. Und in der Migrationspolitik erwarteten die Wählerinnen und Wähler einen „Konsens in der demokratischen Mitte“. Den habe Merz mit seinem kompromisslosen Vorgehen unmöglich gemacht.”
Die bundesweite Diskussion über eine möglicherweise fallende Brandmauer könnte der AfD bei ihrer Strategie der Normalisierung helfen (mehr dazu findet ihr auch in meinem Instagram-Post).
Für die CDU ist der Effekt zwiespältig: Der AfD-Passus soll klare Abgrenzung demonstrieren. Die vorherige Formulierung zu den Anträgen, "unabhängig davon, wer ihnen zustimmt", und die folgende Kontroverse untergraben jedoch diese Distanzierung. Statt einer Diskussion über Migration folgte eine Diskussion über die CDU, ihren Kanzlerkandidaten, ihre (in Frage gestellte) Distanz zur AfD und Glaubwürdigkeit. (Quelle u.A:: Tagesschau)
Ein Lesetipp an dieser Stelle: Der Journalist Nils Minkmar schreibt in seinem Newsletter “Der 7. Tag”: “Dieses Thema - wie hältst Du es mit der Brandmauer? - wird bis zum Wahltag jedes Interview mit ihm dominieren. Dabei geht es dann nicht um den Verdacht, dass Merz ein verkappter Rechtsradikaler sein könnte, sondern ganz einfach darum, ob er zu seinem Wort steht.”
Was wir tun können:
Unsere politischen Parteien und ihre Vertreter_innen zur Verantwortung ziehen, wenn Unklarheiten, Intransparenz oder Unsicherheit sich breit machen - zum Beispiel, indem wir unsere Abgeordneten anschreiben und ihnen unsere Fragen stellen. Gerade im Wahlkampf.
Die Normalisierung von AfD-Positionen immer.wieder.erneut! thematisieren (mehr dazu auch in dieser Adé AfD-Folge).
Die Bedeutung dieser Wahl (und der danach) gemeinsam hochhalten - und möglichst viele Menschen motivieren, hinzugehen. Spoiler: Gerade Nichtwählen hilft vor allem der AfD. Mehr dazu gibt’s am Newsletter-Ende. ⬇️
Die Gefahr des Geschichtsrevisionismus
Der AfD hilft es, wenn Geschichtsvergessenheit propagiert wird - und zwar unwidersprochen.
Am 27. Januar begehen wir den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Und am vergangenen Wochenende hat der reichste Mann der Welt beim Wahlkampfauftakt der AfD die Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus in Frage gestellt.
➡️ Was ist passiert?
Beim Wahlkampfauftakt der AfD in Halle sprach unter Anderem Elon Musk. Die Rede findet ihr hier - ich möchte aber auf eine spezifische Aussage eingehen:
Der Unternehmer beklagte, es gebe »zu viel Fokus auf vergangener Schuld«, man müsse das hinter sich lassen. Kinder sollten nicht schuldig für die Sünden ihrer Groß- oder Urgroßeltern sein, sagte er.
Nur zwei Tage vor dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz wurde öffentlich und im Livestream ein rechtsextremes Narrativ von einem sogenannten "Schuldkult" aufgegriffen. Das Narrativ ist bekannt: Es propagiert, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu ziehen.
Gemeint ist damit, dass Deutschland für den Nationalsozialismus und den Holocaust genug Verantwortung übernommen und Entschädigung gezahlt habe und nun keine »Sonderrolle« mehr einnehmen solle. Kritiker_innen dieser Haltung stören sich oft an der Erinnerungskultur in Form von Gedenkstätten, Bildungsarbeit und öffentlichem Gedenken.
Fakt ist: Niemand wirft den Nachkriegsgenerationen vor, selbst am Völkermord an Jüdinnen und Juden mitgewirkt oder “schuld” an den unzähligen anderen Opfern des Nationalsozialismus zu sein. Stattdessen geht es um die Verantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft.
Aus der Geschichte erwächst Verantwortung: Solange die Einstellungen und Ideologien fortleben, die den Nationalsozialismus und Holocaust möglich machten, kann es keinen Schlussstrich geben. Die Erinnerungsarbeit bleibt notwendig als Lehre für kommende Generationen.
Der Historiker Matthäus Wehowski schrieb dazu auf X: “No, there is no "Schuldkult" and nobody is forced to "feel guilty". Historical rememberence is mostly local (you are confronted with Beethoven at every corner in Bonn f.e.). AfD is trying to re-establish the artificial idea of a heroic history of "the Germans"/defined by common "race and ancestry" - destroying every progress in critical aproach to history/End” (Quelle: X)
Tatsache ist: Rechtsextremer Geschichtsrevisionismus liegt der AfD nicht fern.
Wir erinnern uns an Björn Höcke und die Aussage für eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Ebenso: Alexander Gaulands Bezeichnung des Nationalsozialismus als "Vogelschiss" in einer “1000-jährigen Geschichte”. Auch Musk bezog sich übrigens auf diese angeblich 1000-jährige Geschichte. (Quellen: Amadeu Antonio Stiftung, Tagesschau)
Im X-Interview mit Elon Musk vor einigen Wochen versuchte Alice Weidel, Hitler als “Kommunisten” darzustellen (einen ausführlichen Faktencheck dazu für eventuelle Diskussionen findet ihr hier).
Anlässlich des Volkstrauertages 2024 verwendeten AfD-Funktionäre nationalsozialistische Rhetorik und Propaganda, indem sie die NS-Tradition des “Heldengedenkens” wiederbelebten. (Quelle: Welt).
Außerdem bekannt: Die AfD-Verharmlosung der NS-Sprache. Dem Thüringer Verfassungsschutzbericht zufolge ist erkennbar, dass ein nationalsozialistischer Sprachgebrauch innerhalb der Partei zur Verharmlosung der NS-Zeit insgesamt beiträgt und Unsagbares dadurch scheinbar salonfähig wird. (Quelle: MDR )
➡️ Was bedeutet das?
Durch die Verharmlosung des Nationalsozialismus wird versucht, die eigenen rechtsextremen Standpunkte salonfähig zu machen
Man will eine "positive" nationale Identität aufbauen - indem man Geschichtsbetrachtung anstrebt, die "identitätsstiftende Aspekte" betont und die NS-Zeit herunterspielt.
Durch die Umdeutung historischer Fakten wird versucht, Deutsche als Opfer darzustellen und die Verantwortung für NS-Verbrechen zu relativieren.
Akteure des rechtsextremen Geschichtsrevisionismus nehmen aus ideologischen Motiven eine inhaltliche Umdeutung der Vergangenheit vor. Das wird genutzt um gegenwärtige politische Ziele zu legitimieren und Unterstützung für nationalistische Ideen zu gewinnen. (Quelle u.A.: KAS)
Was wir tun können:
💡 Klar widersprechen und uns bewusst machen, dass das Wissen um Erinnerung und historische Fakten schwindet:
12% der 18-29Jährigen in Deutschland haben laut einer Umfrage der Jewish Claim Conference aus 2025 noch nie von “Holocaust” oder “Schoa” gehört.
40% der jungen Befragten wussten nicht, dass etwa sechs Millionen Juden während des Nationalsozialismus ermordet wurden.
18% aller Befragten in Deutschland konnten kein KZ, Ghetto oder Arbeitslager nennen. (Quelle: Tagesschau)
💡 Uns aktiv am Erinnerungsgeschehen für die Opfer des Nationalsozialismus beteiligen:
➡️ Zum Beispiel, in dem wir bei der Aktion #everynamecounts, einer Initiative der Arolsen Archives, mitmachen.
Worum es geht? Die Namen und Daten von Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus zu erfassen. Damit die (bereits eingescannten) Archiv-Dokumente weltweit auffindbar und sichtbar werden, müssen die Infos in eine Datenbank eingetragen werden - dabei kann jeder von uns helfen.
Oder indem wir uns für Erinnerungsstätten einsetzen:
Wir können Fahrten organisieren, selbst hinfahren - oder spenden. Der Leiter der Gedenkstätte KZ Buchenwald, Jens-Christian Wagner sagt im Interview mit dem BR: "Wir nehmen so etwas wie einen erinnerungskulturellen Klimawandel wahr. Das Bewusstsein für den Wert der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen lässt nach. Das ist ein Phänomen, das wir in der gesamten Gesellschaft beobachten.”
Wir können uns auch damit beschäftigen, wie sich unser Arbeitgeber mit der Erinnerungskultur auseinandersetzt:
Einige Arbeitgebende organisieren zum Beispiel für ihre Auszubildenden Fahrten zu Gedenkstätten. Andere ermöglichen Weiterbildungen zum internen Umgang mit Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit.
Einen spannenden Überblick zum Thema Erinnerungskultur in Unternehmen findet ihr in diesem Podcast der Hertie-Stiftung.
Nicht rosig sieht es um die Aufarbeitung der eigenen Unternehmenshistorie im Nationalsozialismus aus. Laut einer Studie der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte aus 2024 haben von 1250 untersuchten Unternehmen nur 8 % diesen Teil ihrer Firmengeschichte wissenschaftlich untersuchen lassen. (Quelle: Spiegel)
Das Problem mit dem Nicht-Wählen
Danke, dass du bis hierhin gelesen hast, denn Punkt 3 ist - leider - ebenso wichtig. In knapp vier Wochen ist Wahltag. Stand jetzt droht womöglich eine historisch hohe Nichtwählerbeteiligung.
Und wem hilft es, wenn wir NICHT wählen gehen? Der AfD.
Tatsächlich steigt laut einer Umfrage gerade die Zahl der Nichtwähler_innern an. Schon bei der letzten Bundestagswahl stellten die Nichtwähler_innen mit 14 Millionen (23,7%) die größte Gruppe. Laut einer neuen Forsa-Umfrage steigen diese 23,7% bei der kommenden Wahl möglicherweise um ein Viertel auf 28 Prozent (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Warum ist das ein Problem?
Nichtwähler_innen sind laut Untersuchungen überproportional in sozial benachteiligten Gruppen vertreten, will heißen: Die soziale Ungleichheit zeigt sich auch beim Nichtwählen. Studien zeigen zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen sinkender Wahlbeteiligung und steigender sozialer Spaltung. Das wiederum begünstigt rechtsextreme Parteien, die soziale Ungleichheit für ihre Zwecke instrumentalisieren. (Quellen: Rheinische Post, Rosa Luxemburg Stiftung)
Umso wichtiger wäre es also, auch im demokratischen Sinne, möglichst viele potentielle Nichtwähler_innen zu erreichen - und sie als Partei nicht abzuschreiben.
➡️ Die AfD hat es in der Vergangenheit erfolgreich geschafft hat, Nichtwähler_innen zu mobilisieren, zum Beispiel bei der Bundestagswahl 2017. Außerdem gehen ihre Anhänger_innen meist zuverlässig(er) zur Wahl, während Personen, die die AfD zwar nicht wählen würden, aber eben auch niemand Anderes, zu Hause bleiben. So wird möglicherweise der Einfluss der AfD im Wahlergebnis größer, obwohl sie de facto nicht mehr Unterstützer haben.
Was wir tun können?
🛎️ Dazu möchte ich eine eigene Newsletter-Folge nur zum Thema Wahl machen - mit Ideen, wie man zu einer Entscheidung in einem zugegebenermaßen wirklich frustrierenden Wahlkampf kommen kann, Tipps für Wahlaufrufe im Job - und Argumenten, wie ihr vielleicht doch noch die Nichtwähler_innen im Familien´, Freundes oder Kolleg_innenkreis überzeugen könnt.
Habt ihr Fragen zur Wahl? Wünscht ihr euch ganz bestimmte Tipps für ganz spezielle Situationen? Schickt sie mir, dann nehme ich sie auf.
🙋🏼♀️ Franzi als Politik- und Kommunikationsberaterin buchen:
Zum Beispiel für:
Strategien zur Positionierung und im Umgang mit gesellschaftspolitischen Themen: Ich entwickle politische Kommunikation für Führungskräfte in Unternehmen, Verbänden, NGOs.
Workshops & Formate: Kommunikation, Demokratie am Arbeitsplatz, KI, Social Media-Strategie und Rhetorik (z.B. Umgang mit Populismus).
Kommunikation & KI: Einsatz in politischer Kommunikation, gegen Desinformation, Hatespeech & die AfD.
Keynotes, Vorträge und Panels zu Kommunikation, Demokratie, Populismus oder KI.
Mehr zu mir findet ihr hier.
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📖 Mein Sachbuch “Anleitung zum Widerspruch” liefert klare Antworten auf Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien. Das Buch erklärt dir, was du sagen kannst, wenn du schlicht nicht weiter weißt und dich sprachlos fühlst. Zum Beispiel: Was sage ich bei rassistischen Sprüchen, wie reagiere ich auf Antisemitismus und kann ich lernen besser zu streiten (Spoiler: Ja!)?
Danke Franzi für deine tolle und wichtige Arbeit.
Warum wird immer wieder von Linken und Gutmenschen jedweder Art der ewige Schuldkult der Deutschen bemüht, um alles, aber auch alles, rechts zu framen? Anstatt die deutsche Geschichte einfach mal nur anzuerkennen. Weder ich noch meine Eltern haben heute noch etwas damit zu tun. Ich gedenke meiner Ahnen und kann verzeihen. Was linksgrüne Gutmenschen aber nicht können, ist genau das, es führt zu Selbsthass und letztlich zur Selbstzerstörung. Wer Augen hat zu sehen, der sieht. Alles andere ist kognitive Dissonanz und Gefallen-wollen, in der Gemeinschaft sein, statt am Rand zu stehen und NEIN zu sagen, zu allem, was diesem Land schadet. Denn es geht um die Zerstörung eines Landes und die Entwurzelung dessen Bewohner, danach kann man es/sie den kommunistischen Geiern zum Frass vorwerfen.