Dein rhetorischer Werkzeugkasten gegen Populismus
Wie du sprachliche Manipulation erkennst - und eine Buchverlosung
Hallo und herzlich Willkommen zu dieser neuen Folge von Adé AfD,
hier geht es heute um eine Buchverlosung und darum, wie man rhetorische Tricks von Populist_innen erkennt und besser vermeiden kann. Gerade im Superwahljahr 2024 können wir alle nur dazulernen, wenn es um rhetorische Manipulation geht: Also gehen wir es an!
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Allen, die seit letzter Woche ganz neu dazugekommen sind, empfehle ich diese beiden Folgen zum Reinkommen:
🥁 Und weil ich mich so freue und Danke sagen möchte, verlose ich drei Exemplare meines Buchs “Anleitung zum Widerspruch: Klare Antworten auf populistische Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien”. Melde Dich einfach heute bis 18:00 auf diesen Newsletter (gerne direkt mit deiner Adresse) und du landest im Lostopf.
📩 Womit wir schon mitten im Thema dieser Folge wären: Was sage ich wenn… jemand rhetorische Tricks und populistische Aussagen anwendet und die Unterhaltung aus dem Ruder gerät?
🗣️ Wie du populistische Rhetorik-Taktiken erkennst
Populistische Positionen, Manöver oder Aussagen sind nicht neu - und dennoch sind sie gerade gefühlt wieder überall. Populist_innen gewinnen Wahlen oder stellen sich im Superwahljahr 2024 dafür auf. Umso bedeutsamer ist es, sich mit ihren rhetorischen Taktiken zu beschäftigen, damit wir wissen wo und ob wir manipuliert werden.
Ein Hinweis: Populist_innen kannst du meistens nicht mit sachlichen Argumenten begegnen. Was du beeinflussen kannst: Wie du auf ihren Einsatz rhetorischer Tricks reagierst und ob du diese erkennst. Denn wenn wir besser verstehen, dass und wie solche Tricks angewendet werden, fallen wir zumindest nicht direkt darauf rein.
🗣️ Die “schweigende Mehrheit”: Man beruft sich auf eine sogenannte “schweigende Mehrheit”, die von “denen da oben”, bzw. der Politik ignoriert, nicht gehört, niedergedrückt wird. Diese “schweigende Mehrheit” hat den Vorteil, dass ihre Meinung nicht bewiesen werden muss - sie ist ja “schweigend”, braucht also Fürsprecher.
“Auch Donald Trump in den USA und der FPÖ-Vorsitzende Herbert Kickl in Österreich weisen auf die „schweigende Mehrheit“ hin. Sie sehen sich als die einzigen richtigen Vertreter des Volkes, die anscheinend für die Mehrheit der Menschen im Land sprechen. Dabei ist das gar nicht bewiesen – und laut Meinungsumfragen ist es auch nicht der Fall. Aber diese Phrase taucht in verschiedenen Kontexten immer wieder auf. (…) Man behauptet, für „das Volk“ zu sprechen, das sich nichts gegen „die Elite“ zu sagen traut.” Linguistin Ruth Wodak im Tagesspiegel-Interview.
🗣️ Ad Hominem: Statt der Inhalte wird mit einem Ad-Hominem-Argument die Person selbst angegriffen, was vom eigentlichen Thema ablenkt und zu hitzigen Debatten führen kann. Ein Beispiel:
Politikerin X macht einen Vorschlag zur Bildungspolitik.
Politiker Y reagiert mit persönlichen Angriffen gegen Politikerin X, anstatt den Vorschlag zu diskutieren.
→ Diese Taktik zielt darauf ab, den Gegner zu diskreditieren, anstatt sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
🗣️ Kalkulierte Ambivalenz: Man benutzt einen doppeldeutigen Begriff, gerade weil man weiß, dass er verschiedene Bedeutungen hat. Man verwendet also absichtlich mehrdeutige Begriffe, um die Lesenden/Zuhörenden in die Irre zu führen.
Ein Beispiel zum Thema Verwendung von Begriffen aus der NS-Zeit:
“Wenn der Vorsitzende der FPÖ, Herbert Kickl, sagt, er will „Volkskanzler“ werden, dann verwendet er einen Begriff, den auch schon die Nationalsozialisten nutzten. Aber auch andere Politiker haben den Ausdruck „Volkskanzler“ schon verwendet, in ganz anderen Zusammenhängen und ohne Anspielungscharakter.
All dies wissen viele Menschen nicht und sie werden denken, dass der Ausdruck „Volkskanzler“ völlig okay ist. Und selbst wenn sie die Geschichte des Begriffs kennen: Kickl kann die Anschuldigung, er habe einen Nazibegriff verwendet, immer zurückweisen und sagen, er habe den Zusammenhang mit der Nazi-Zeit nicht gekannt – oder eben den Begriff wörtlich gemeint: „Kanzler des österreichischen Volkes“.” Linguistin Ruth Wodak im Tagesspiegel-Interview
🗣️ Das Strohmann-Argument: Beim Strohmann-Argument wird die Argumentation falsch interpretiert oder verdreht, was zu einem Streit über ein Thema führt, das eigentlich nicht zur Debatte stand. Ein Beispiel:
Politiker X spricht sich für fleischfreies Essen in öffentlichen Kantinen an einem Tag in der Woche aus.
Politikerin Y behauptet daraufhin, dass Fleisch in Deutschland verboten werden solle.
→ So wird das Thema verändert und ein Strohmann-Argument angewandt.
Diese Strategie wird oft genutzt, um leicht widerlegbare Positionen einzubringen - man kämpft gegen einen selbst erfundenen Gegner, den “Strohmann”, der sich leichter besiegen lässt. Die Strategie ist auch problematisch, weil oft ganz unbewusst eingesetzt wird, ohne dass die Beteiligten es merken.
🗣️ Whataboutism: Hierbei wird versucht, die Aussage des Gegenübers durch eine Gegenaussage, die vom eigentlichen Thema wegführt, zu relativieren.
Person 1: “Rechtsextreme zünden Geflüchtetenunterkünfte an!”
Person 2: “Ja, aber was ist mit Linksextremisten, die Autos anzünden?”
→ Das eigentliche Thema geht dabei unter. Aber: Nur, weil jemand anderes schlimmer handelt oder eine andere Situation ebenfalls schlimm ist, wird das eigentlich behandelte Thema nicht weniger wichtig oder die eigentlich im Vordergrund stehende kritisierte Handlung nicht legitimer.
→ Was kannst du tun? Beim eigentlichen Thema bleiben.
🗣️ Das falsche Dilemma (auch falsche Dichotomie genannt): Man stellt eine Streitfrage so dar, als gäbe es nur zwei komplett gegensätzliche Positionen, von denen eine als komplett abwegig dargestellt wird und am Ende nur die Lösung übrig bleibt, die die dafür argumentierende Person befürwortet. Was hier passiert: Es wird ein falsches Dilemma erzeugt, weil alle Möglichkeiten und Alternativen außer den beiden Positionen ignoriert und geleugnet werden. Ein Beispiel:
Person 1: “Die Schule ist baufällig. Wir können sie nur abreissen - sonst gefährden wir die Sicherheit der Schüler_innen.”
→ Hier werden alle anderen Lösungsansätze zwischen “Schule abreißen” vs “auf jedenfall Schüler_innen gefährden (wollen)” ausgeblendet.
→ Dein kleiner Hack: Hinterfragen. Gibt es eine andere Lösung, einen anderen Ansatz, eine andere Möglichkeit, als die beiden, die mir gerade angeboten werden?
➡️ Wer wissen möchte, wie man Populist_innen, Hass und Hetze im Internet begegnen kann, kann im Newsletter TextHacks (große Empfehlung!) meine Anti-Hass-Strategie für Social Media Plattformen nachlesen:
Und zum Schluss noch eine Empfehlung von Herzen: Dr. Mai Thi Nguyen-Kim hat mit ihrer ZDF-Show MAITHINK X eine tolle Folge über Populismus und rhetorische Tricks gemacht: Zum Angucken, besser verstehen und viel lernen.
Das war’s für diese Woche - ich wünsche Euch einen guten Start!
Viele Grüße von
Franzi
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