Diskutieren ohne auszuflippen: 4 Gesprächshacks von Mo Asumang
Wie du trotz Stress und Angst ruhig bleibst - und deine Wunderwaffe nutzt.
Hallo und herzlich Willkommen zur neuen Folge von Adé AfD,
die politische Debatte im Land sei sehr hitzig geworden. Das sagte der US-amerikanische Präsident Biden gestern in einer TV-Ansprache nach dem Attentat auf Präsidentschaftsbewerber Trump und er mahnte: "Es ist Zeit, sie abzukühlen. (…) Wir alle haben die Verantwortung, das zu tun."
Für mich steht fest: Politische Gewalt darf nie ein Lösungsansatz sein - gegen niemanden. Politische Meinungsverschiedenheiten, sich einander stellen, sich gegenseitig herausfordern: Das muss in der Wahlkabine, im Parlament, im politischen Diskurs mit Worten, Plänen und Taten passieren, nicht mit Gewalt, Fäusten, Waffen.
Aber die Verantwortung, weniger hitzige, mehr konstruktive Debatten über (politische) Themen zu führen, die liegt auch hier bei jedem von uns. Jetzt sind vielleicht nicht alle Leser_innen hier in der Politik tätig. Und fragen sich wie ich: Was kann ich tun gegen politische Gewalt - oder für die Demokratie?
Wir können bei uns anfangen. In jedem Gespräch. Denn ob im Freundeskreis beim gemeinsamen Abendessen oder mit der Familie im Urlaub: Viele von uns kennen das Gefühl, wenn es einem heißkalt durch den Magen fährt, weil jemand einen populistischen Spruch bringt. Oder wenn jemand eine politische Meinung äußert, die die eigenen roten Linien überschreitet.
➡️ Damit wir uns alle für solche Situationen besser wappnen können, erklärt uns die Moderatorin und Regisseurin Mo Asumang diese Woche, wie sie sich auf schwierige Gespräche vorbereitet.
Mo Asumang spricht beruflich mit Menschen, die extreme Positionen vertreten – zum Beispiel Rassist_innen, Rechtsextreme oder Frauenhasser. Sie tut dies für ihre Dokumentationsfilme, aber vor allem aus eigener Überzeugung. Weil sie daran glaubt, dass jedes Gespräch etwas bewirken kann.
💡 Für uns hat sie ihre vier ultimativen Tipps zusammengestellt, die ihr (und euch) in Gesprächen mit Andersdenkenden helfen.
Bevor ich an Mo übergebe, möchte ich euch noch auf eine Veranstaltung hinweisen: Ich lese kommende Woche, am 22.7., in Leipzig aus meinem Buch “Anleitung zum Widerspruch” und diskutiere mit Zuhörer_innen im Literaturhaus Leipzig darüber, was wir Unwahrheiten und Verschwörungstheorien entgegensetzen können. Alle Infos findet ihr hier: Los geht’s um 18:00. Wenn ihr in Leipzig oder Umgebung seid: Kommt gerne vorbei, ich freue mich auf euch!
👁️ Sei dir deiner eigenen, körperlichen Reaktion bewusst:
Werden wir mit bestimmten Parolen, mit menschenfeindlichen Aussagen konfrontiert, dann macht das etwas mit uns, kann Angst und Stress auslösen. Unser Körper hat drei Stressreaktionen: Kämpfen, flüchten, einfrieren. Indem du deine Reaktionen reflektierst und beobachtest, kannst du lernen, mit diesem Stress umzugehen und dich anders zu verhalten.
Erinnere dich daran: Du kannst nicht kontrollieren, was die andere Person tut, nur wie du darauf reagierst. Für mich steht deshalb immer an vorderster Stelle: Ich will mein Gegenüber nicht verändern. Ich konzentriere mich darauf, mich selbst nicht von ihnen verändern zu lassen. Deshalb höre ich zu, will mein Gegenüber kennenlernen.
👉 Bau dir ein inneres Bild, um dich selbst zu überlisten:
Situationen, in denen man schwierigen, gar menschenfeindlichen Aussagen begegnet, will man vermeiden - das ist ganz natürlich. Um sich trotzdem durchzuringen das Gespräch zu suchen, braucht es eine Motivation. Bau dir dafür ein stärkendes inneres Bild.
Um mir vorzunehmen, so ein schwieriges Gespräch zu führen ist meines: “Ich bin eine Dampfwalze”. Eine Dampfwalze ist gepanzert, die haut so schnell nichts um. Außerdem: Eine Dampfwalze ebnet den Weg, damit andere nach ihr sicher darüber gehen können. Läuft das Gespräch dann an, parke ich die Dampfwalze wieder und schlüpfe in ein neues Empowermentbild.
💪 Trainiere deinen Dialogmuskel:
Lass dich nicht in eine Wut- und Hassspirale ziehen. Wenn du auf Provokationen reagierst, spielst du das Spiel deines Gegenübers, verstärkst dessen Wut - und wirst selbst wütend.
Indem du ruhig bleibst und die Wut deines Gegenübers nicht fütterst, durchkreuzt du deren Taktik. Du übst so deinen Dialogmuskel - und kannst selber durch jedes Gespräch, in dem du ihn anwendest, resilienter werden.
⁉️ Nutze Fragen als deine Wunderwaffe:
Statt sofort mit Gegenargumenten zu kontern, stelle einfach Fragen wie "Wie meinst du das?" oder "Wie soll das funktionieren?". Die meisten Menschen erwarten eine wütende Reaktion und sind nicht auf neugierige Fragen vorbereitet.
Beim Dranbleiben und Nachhaken zeigt sich, dass populistische, rechtsextreme Versprechen und Parolen nicht haltbar sind.
➡️ Mo Asumang hat ihre Dialogstrategie auf eigenen Erfahrungen aufgebaut: Sie ging auf Neonazi-Demonstrationen, um mit ihnen direkt zu sprechen, interviewte Anhänger des Ku Klux Klan in den USA und bekannte Frauenhasser. Mit ihrem gemeinnützigen Verein mo:lab gibt sie Dialogworkshops und bildet deutschlandweit Dialogbotschafter_innen aus.
💡Mehr Ideen und Tipps für bessere Dialoge findest du auch in diesen Folgen:
Das war’s für heute. Ich wünsche euch einen guten, informierten Start in die Woche!
Franzi
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Zum Beispiel für:
Strategien zur Positionierung und im Umgang mit gesellschaftspolitischen Themen: Ich entwickle politische Kommunikation für Führungskräfte in Unternehmen, Verbänden, NGOs (z.B. zu Themen wie Rechtsextremismus oder Bundestagswahl 2025).
Workshops & Formate: Kommunikation, Demokratie am Arbeitsplatz, Social Media-Strategie und Rhetorik (z.B. Umgang mit Populismus).
Kommunikation & KI: Einsatz in politischer Kommunikation (z.B. in Pressestellen, im Wahlkampf), gegen Desinformation, Hatespeech & die AfD.
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📖 Mein Sachbuch “Anleitung zum Widerspruch” liefert klare Antworten auf Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien. Das Buch erklärt dir, was du sagen kannst, wenn du schlicht nicht weiter weißt und dich sprachlos fühlst. Zum Beispiel: Was sage ich bei rassistischen Sprüchen, wie reagiere ich auf Antisemitismus und kann ich lernen besser zu streiten (Spoiler: Ja!)?
🎉 Womit ihr mir übrigens eine ganz besondere Freude macht: Wenn ihr Menschen kennt, die auch alle Infos, Tipps, Argument und Ideen haben wollen, um zu verhindern, dass Rechtsextreme an die Macht kommen: Leitet ihnen gerne diesen Newsletter weiter.